
Gleb Kazakov
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Die Moskauer Strelitzen-Revolte 1682 in der grenzübergreifenden Kommunikation: Informationstransfer zwischen dem Moskauer Reich und den europäischen Staaten im Spannungsfeld politischer und kultureller Beziehungen
Promotion im September 2019 abgeschlossen
Das Projekt konzentriert sich auf die Untersuchung von Kommunikation über Revolten aus der Sicht der west-osteuropäischen Beziehungen im 17. Jh. In der Frühneuzeit wurde die transkulturelle Kommunikation durch den Einsatz von ‚neuen‘ Medien – Zeitungen und anderen gedruckten publizistischen Genres – aber auch durch die Verdichtung der diplomatischen Beziehungen und Einrichtung von Residenturen befördert und erleichtert. Dabei bildeten politische und soziale Unruhen ein wichtiges Beobachtungsobjekt, was teilweise an dem ethnografischen Interesse der Reisenden und teilweise an der Angst der Obrigkeiten vor Revoltenverbreitung lag. Außerdem konnte die Beobachtung fremder Erfahrungen bei Krisenbewältigung und Ausübung der Präventionspolitik in eigenem Land nützlich sein.
Osteuropa, und vor allem Moskauer Reich, zeigte im 17. Jh. eine sehr intensive Revoltendynamik und wurde mehrmals von heftigen Aufständen erschüttert. Das Bild der „russischen Revolte“ drang in westeuropäische Medien durch und schloss sich mit den verbreiteten Vorstellungen von barbarischem Russland und Moskauer Despotismus zusammen, was zur Diskussion über Ursprünge des russischen Herrschaftsmodells und Wege seiner Modernisierung in Westeuropa führte. Außerdem, für die Nachbarländer wie Schweden waren die Unruhen im Moskauer Reich desto wichtiger, weil man sie mit der eigenen innenpolitischen Lage verglichen hat und nach ihren Auswirkungen auf Außenpolitik gesucht hat.
Auf der anderen Seite des Diskurses, wurde Moskau seinerseits auch mehr und mehr an der Auswertung und Analyse der westeuropäischen Medienberichte über osteuropäische Revolten interessiert. Der Moskauer Zarenhof bestellte und las europäische Presse und versuchte die Verbreitung der Information über Ereignisse im Inland zu kontrollieren. Dieser gegenseitige interkulturelle Diskurs über frühneuzeitliche Revolten zwischen West- und Osteuropa, inkl. der Fragen des Wissenstransfers und des Propagandakrieges, sind die Forschungsobjekte des geplanten Projekts.
Das Projekt konzentriert sich vorwiegend auf die Ereignisse der 70er-80er Jahre des 17. Jhs. und auf die Kommunikation über den Moskauer Strelitzenaufstand von 1682.
Betreuungsteam:
Prof. Dr. Dietmar Neutatz (Erstbetreuung)
Prof. Dr. Ekaterina Dmitrieva
Prof. Dr. Andreas Gelz
Oktober 2014 – September 2017
Doktorand im Fach Osteuropäische Geschichte am Internationalen Graduiertenkolleg 1956 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Oktober 2017 – März 2018
Forschungsstipendiat des Leibniz-Instituts für europäische Geschichte, Mainz
Oktober 2014 – September 2017
Akademischer Mitarbeiter im Internationalen Graduiertenkolleg 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘ – Deutsch-russische Kontakte im europäischen Kontext“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
April – Juni 2014
Forschungsaufenthalt am Mahindra Humanities Center, Harvard University
2013 – 2014
Mitarbeiter im Schreibzentrum „PunktUm“ an der Universität Bielefeld
April – September 2013
Start-Up Stipendium der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS), Universität Bielefeld
2011 – 2012
DAAD-Forschungsstipendium in osteuropäischer Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
2004 – 2010
Studium der Geschichte, Philologie und Skandinavistik an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften in Moskau (RGGU) und der Georg-August-Universität Göttingen
HERAUSGEBERSCHAFTEN:
• Zusammen mit Malte Griesse: Themenheft „Kosakische Aufstände und ihre Anführer: Heroisierung, Dämonisierung und Tabuisierung der Erinnerung“, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Bd. 65 (2017), Heft 1.
AUFSÄTZE:
• „Sten’ka Razin als Held, „edler Räuber“ oder Verbrecher? Interpretationen und Analogien in den Ausländerberichten zum Kosakenaufstand von 1667–1671“, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Bd. 65 (2017), Heft 1, S. 34–51.
• „Wahrnehmen, Übersetzen, Aneignen: westeuropäische Druckmedien im Russland des 17. Jahrhunderts. Perspektiven und Methoden“, in: Sonja Erhardt / Jennifer Grünewald / Natalia Kopcha (Hrsg.). Transfer und Transformation. Theorie und Praxis deutsch-russischer Kulturtransferforschung. München: Wilhelm Fink, 2017, S. 245–263. (= Kulturtransfer und ‚kulturelle Identität‘, Bd. 1).
• [zusammen mit Ingrid Maier] Inostrannye istočniki o kazni Stepana Razina. Novye dokumenty iz stokgol’mskogo archiva [Ausländische Quellen über die Hinrichtung von Stepan Razin. Neue Dokumente aus dem Stockholmer Reichsarchiv]. In: Slověne = Словѣне. International Journal of Slavic Studies, Vol. 6 (2017), No 2, S. 210−243.
• Velikij Novgorod vo vremja streleckogo vosstanija 1682 g. po donesenijam švedskich agentov [Velikij Novgorod während des Strelitzen–Aufstands 1682 in den Berichten von schwedischen Agenten]. In: Valla. An Interdisciplinary Journal of European Studies, Vol. 3(2017), No 6, S. 13–18.
• Poezdka pod’jačego Nikity Alekseeva v Šveciju i Daniju v 1682 g. [Die Gesandtschaft des pod’jačij Nikita Alekseev nach Schweden und Dänemark im Jahr 1682]. In: Rossijskaja istorija, No 3(2018), S. 111−123.
• [zusammen mit Ingrid Maier]„Ottoman Razin“: Razin kak turok v nemeckoj pečati 1670–1671 gg. [„Ottoman Razin“: Razin als Türke in der deutschen Presse 1670–1671]. In: Drevnjaja Rus’. Voprosy medievistiki, Vol. 72(2018), No 2, S. 95–107.
• Švedskie donesenija o moskovskom streleckom vosstanii 1682 g. [Schwedische Berichte über den Moskauer Strelitzen–Aufstand von 1682]. In: Valla. An Interdisciplinary Journal of European Studies, Vol. 4(2018), No 1–2, S. 93–102.
• Der „Tag der Einheit des Volkes“: Eine neue Erinnerung an die alte Geschichte Russlands. In: Erinnerungskulturen: Erinnerung und Geschichtspolitik im östlichen und südöstlichen Europa, 03.05.2019. URL: https://erinnerung.hypotheses.org/6695
REZENSIONEN:
• Tagungsbericht: Visualizing revolt and punishment in early modern times: conflict- and contact-zones between different visual cultures and policies, 25.04.2014 – 27.04.2014 Cambridge, in: H-Soz-Kult, 16.10.2014,
• Rezension zu: Andreas Kappeler, „Die Kosaken: Geschichte und Legenden“, München 2013, in: Ab Imperio 4 (2015), S. 414–419.
• Zusammen mit Konstantin Rapp: Tagungsbericht „Kosakische Aufstände und ihrer Anführer im vormodernen Osteuropa: Heroisierung, Dämonisierung und Tabuisierung der Erinnerung“, in: helden. heroes. héros. 3.2 (2015), S. 115–118.
• Право и плаха: О недавней книге Нэнси Коллманн [Rezension zu: Nancy Shields Kollmann, „Crime and punishment in early modern Russia“, Cambridge & New York 2012], in: Valla. An Interdisciplinary Journal of European Studies, Vol. 3, № 1 (2016), S. 112–115.
• Rezension zu: Antonina Zykova, „Zaren, Bären und Barbaren. Das mediale deutsche Russlandbild am Anfang des 21. Jahrhunderts und seine historischen Wurzeln“, Herne 2014, in: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas, Bd. 65 (2017), Heft 1, S. 171–173.
• Lisejcev, D. V., Rogožin, N. M., Ėskin, Ju. M. (Hrsg.): Prikazy Moskovskogo gosudarstva XVI–XVII vv. Slovar’–spravočnik. Moskva 2015. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas / jgo.e–reviews 2018, No 1, S. 18–19. URL: https://www.dokumente.ios–regensburg.de/JGO/erev/Kazakov_Lisejcev_Prikazy_Moskovskogo_gosudarstva.html