Katja Plachov
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Zur Bedeutung René Fülöp-Millers in den europäisch-russischen Kulturbeziehungen der Zwischenkriegszeit
René Fülöp-Miller, 1891 in Caransebeș (heute Rumänien; ehem. Österreich-Ungarn) geboren und 1963 in Hanover (USA, New Hampshire) gestorben, ist heute ein nahezu vergessener Akteur im Literatur- und Kulturaustausch zwischen dem deutschsprachigen Westeuropa und der jungen Sowjetunion während der Zwischenkriegszeit.
Nach seinen Reisen in die Sowjetunion im Jahre 1922 und 1924 verfasste René Fülöp-Miller zum einen umfangreiche Studien über das im Westen zu der Zeit kritisch beäugte kommunistische System, so etwa in dem Werk Geist und Gesicht des Bolschewismus. Darstellung und Kritik des kulturellen Lebens in Sowjet-Rußland (1926).
Zum anderen waren René Fülöp-Millers Reisen mit klaren Zielen verbunden. Er wollte die Texte russischer klassischer Literatur, darunter insbesondere die Manuskripte Dostoevskijs und Tolstojs vor der Zerstörung durch die Bol’ševiki bewahren, um sie anschließend in Europa zu publizieren. Für die Annäherung an die Leitfrage des Internationalen Graduiertenkollegs, wie sich Prozesse eines Kulturtransfers auf die Konstruktion kultureller und nationaler Identitäten auswirken, stellt der Nachlass René Fülöp-Millers eine reiche Quelle dar. Anhand seiner Texte stellen sich eine Vielzahl von Forschungsfragen, so etwa welche zentralen Ideen, Begriffe und Denkkategorien sich in seinen Werken finden lassen. Sind diese für die Epoche, in der René Fülöp-Miller lebt, symptomatisch oder eher ungewöhnlich? Inwiefern stehen seine Entwürfe einer „sowjetischen“ oder „russischen“ Mentalität stellvertretend für den damaligen „deutschen Blick“ auf die Sowjetunion? Fand eine ideologische Vereinnahmung etwa von Dostojewskijs und Tolstojs Texten durch René Fülöp-Millers Herausgeberschaft statt?
Die Erforschung seiner Rolle im westeuropäischen Rezeptionsprozess russischer klassischer Literatur aber auch seiner Bedeutung in der Vermittlung und Bewertung des jungen politischen Systems der Sowjetunion und des dortigen kulturellen Lebens steht noch aus und kann neue Erkenntnisse über die damaligen Beziehungen beider Kulturkreise zu Tage fördern.
Betreuungsteam:
Prof. Dr. Elisabeth Cheauré (Erstbetreuung)
Prof. Dr. Larisa Polubojarinova
Prof. Dr. Weertje Willms
August 2017-September 2018
Elternzeit
September 2015-Mai 2017
Vorstandsmitglied im Doktorandenkonvent der Philologischen und Philosophischen Fakultät der Uni Freiburg (http://www.doktorandenkonvent-philodocs.uni-freiburg.de/).
Oktober 2014 – Mai 2018
Promotion am Internationalen Graduiertenkolleg 1956 an der Albert-Ludwigs-Universität
Juni 2013–Juli 2014
Luxembourg Institute for European and International Studies Research and Administrative Assistant
Oktober 2010–März 2013
Masterstudium Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Abschlussnote: 1.0) Literaturwissenschaft international: Deutsch-Russische Kulturtransfers, Masterarbeit: Vladimir Sorokin in Deutschland: Zur Rezeption in Feuilleton und Wissenschaft
Februar–August 2011
Auslandssemester in Moskau (Russische Staatliche Universität RGGU)
Oktober 2010–Februar 2011
Tutorin an der Universität Freiburg zu dem Proseminar „Einführung in die slavistische Literaturwissenschaft“
Oktober 2007–September 2010
Bachelorstudium Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Abschlussnote: 1.5) Russlandstudien (Hauptfach); Geschichte (Nebenfach) Bachelorarbeit: Das „Russische Berlin“: Aspekte der Raumdarstellung bei Andrej Belyj und Il’ja Ėrenburg
September–Oktober 2008
Studienaufenthalt in West-Sibirien (Staatliche Universität Tjumen‘)
Praktika und Projektassistenzen
2012
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (Berlin)
2011
Unternehmensberatung COMMIT (Moskau)
2010
Deutsch-Russischer Austausch e.V. (St. Petersburg)
2009
Deutsch-Russisches Forum e.V. (Moskau)
• Biographie als Medium von Vermittlung: Die Untersuchung des Kulturakteurs René Fülöp-Miller (1891-1963) an der Schnittstelle von Kulturtransfer- und Netzwerktheorie. In: Sonja Erhardt, Jennifer Grünewald, Natalija Kopca (Hg.): Transfer und Transformation Theorie und Praxis deutsch-russischer Kulturtransferforschung. Paderborn: Fink 2017, S. 155-173.
• Geist und Gesicht des Bolschewismus – Deutungsmuster und Rezeptionslinien in René Fülöp-Millers Reisereportage von 1926. In: Primus-Heinz Kucher, Rebecca Unterberger (Hg.): Zur Relevanz und Rezeption der russischen Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918-1938. Wien: Peter Lang 2019, S. 149-173.
• Rez.: Potapova, Galina E.: Less Kėrrik. Dostoevskij i „drugaja Evropa“. Aforizmy, statʹi, ėsse, dnevniki, putevaja proza, pisʹma. Sostavlenie, perevod s nemeckogo, predislovie i kommentarii G.E. Potapovoj. Institut russkoj literatury (Puškinskij Dom) Rossijskoj akademii nauk. Sankt-Peterburg: Izdatelʹstvo „Pus̆kinskij Dom“ 2017. In: Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien, 29 (2018) Heft 2. Praha Slovanský Ústav AV ČR, Euroslavica, S. 109-111.
• „Fülöp-Miller, René“. In: FWF-Projekt „Transdisziplinäre Konstellationen in der österreichischen Literatur, Kunst und Kultur der Zwischenkriegszeit“ (P 27549, 2014-2018) https://litkult1920er.aau.at/litkult-lexikon/fueloep-miller-rene/.