Dr. Elena Korowin

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Dr. Elena Korowin

Kontakt

Albert-Ludwigs-UniversitÀt Freiburg
GRK 1956 Kulturtransfer und ‚kulturelle IdentitĂ€t‘
Stadtstraße 5
79104 Freiburg im Breisgau
Deutschland

elena.korowin[at]mail.igk1956.uni-freiburg.de
Tel.: +49 761 203 98572

Projekt

L’art pour l’art zwischen Avantgarde und Kitsch in Großbritannien und Russland im spĂ€ten 19. Jahrhundert 

Im heutigen Diskurs wird l’art pour l’art hĂ€ufig als Floskel benutzt, um Autonomiebestrebungen von reaktionĂ€ren Kunstschaffenden zu beschreiben. Im 19. Jahrhundert bedeutete l’art pour l’art dagegen eine Befreiung der Kunst aus den ZwĂ€ngen der Gesellschaft und eine Fokussierung auf die Schönheit. Das Ziel der geplanten Arbeit ist es, die Entstehung, Verbreitung und Bedeutung von l’art pour l’art in der Malerei des spĂ€ten 19. Jahrhunderts zu untersuchen und ihre Relevanz bis heute zu ergrĂŒnden. Dazu werden die Wege des Ideentransfers von Deutschland ĂŒber Frankreich und Großbritannien bis ins Russische Reich nachgezeichnet und anhand von vier Fallstudien exemplifiziert. Als VerkĂŒrzung eines Grundsatzes aus der Ästhetik Kants entwickelte sich die Formel l’art pour l’art um 1830 zur selbstbewussten Standortbestimmung von emanzipierten Kunstschaffenden. Vom heutigen Standpunkt aus unvorstellbar, da sich l’art pour l’art aus dem ursprĂŒnglichen Entstehungskontext gelöst hat und synonym fĂŒr Ă€sthetisches Virtuosentum, Formalismus oder Wirklichkeitsferne gebraucht wird. Einer der GrĂŒnde dafĂŒr ist das widerspruchsvollste Problem der Kunst – der Streit um eine Kunst als Selbstzweck, oder als ein Mittel zur Verwirklichung praktischer Zielsetzungen. Im ersten Schritt werden unterschiedliche transeuropĂ€ische Transferwege nachgezeichnet, die es ermöglichten, dass sich l’art pour l’art als Idee herausbildete und ihren Weg in die Malerei fand. Diese Transfers werden in den Kontext des neuen Kunstmarktes in der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts und der Weltausstellungen gesetzt und l’art pour l’art wird zur Idee der Avantgarde und des Kitsches in Beziehung gesetzt. Die Fallbeispiele sind darauf ausgelegt die Idee der l’art pour l’art sowie die Schönheitskonzepte im jeweiligen Oeuvre zu untersuchen und dabei Produktion und Rezeption als zentrale Analyseebenen zu beachten. Eine transeuropĂ€ische Untersuchung der l’art pour l’art Idee in der Malerei ist mir bisher nicht bekannt, weshalb ich mit diesem Forschungsvorhaben hoffe, eine LĂŒcke schließen zu können.

 

Vita
Werdegang

2022/23

Professurvertretung an der TU Braunschweig

seit Oktober 2016
Postdoktorandin am IGK 1956 „Kulturtransfer und ‚kulturelle IdentitĂ€t’. Deutsch-russische Kontakte im europĂ€ischen Kontext“

2014–2016
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fĂŒr Kunstwissenschaft und Medienphilosophie an der Hochschule fĂŒr Gestaltung in Karlsruhe

2012–2014
Kuratorische Assistenz an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

2013
Promotion in Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule fĂŒr Gestaltung Karlsruhe bei Prof. Dr. W. Ullrich und Prof. Dr. A. Raev (Otto-Friedrich-UniversitĂ€t Bamberg)
Thema: Der Russen-Boom. Sowjetische Ausstellungen als Mittel der Diplomatie in der Bundesrepublik Deutschland 1970-1990
Ausgezeichnet mit dem ifa Forschungspreis Internationale Kulturpolitik 2016

Oktober 2012–Februar 2013
Lehrauftrag am Institut fĂŒr Kunstwissenschaft und Medienphilosophie an der Hochschule fĂŒr Gestaltung in Karlsruhe

2008–2012
Freie Mitarbeit (kuratorische Assistenz, Museumskommunikation) an der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden

2007–2008
Mitarbeiterin der Museumskommunikation am ZKM Karlsruhe

2007–2010
Studium der Kunstwissenschaft und Medientheorie, Philosophie und Ästhetik an der Staatlichen Hochschule fĂŒr Gestaltung Karlsruhe

 

Publikationen

Dissertation

„Der Russen-Boom. Sowjetische Ausstellungen als Mittel der Diplomatie in der BRD“, Böhlau Verlag, Köln 2015.

Herausgeberschaften

1. “Russische Revolutionen 1917. Kulturtransfer im europĂ€ischen Raum”, (Hg.) Elena Korowin, Jurij Lileev, Fink 2020.
2. „Sebastian Winkler. MusĂ©e des matĂ©riaux“, Kerber Verlag, Köln 2016.
3. „Balkon zum Balkan“, (Hg.) Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 2015.
4. „Room Service. Vom Hotel in der Kunst und KĂŒnstlern im Hotel“, (Hg.) Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Walther König, Köln 2014.

AufsÀtze

1. “In der Rezeptionsfalle: Das Nachleben der Russischen Avantgarde und sowjetischer Nonkonformismus in Deutschland”, in: “Russische Revolutionen 1917. Kulturtransfer im europĂ€ischen Raum”, (Hg.) Jurij Lileev, Elena Korowin, Fink Verlag MĂŒnchen 2020, S. 219-236.
2. “Russian Vicious Circles: The Facebook Flash Mob #ŃĐĐ”Đ‘ĐŸŃŽŃŃŒĐĄĐșĐ°Đ·Đ°Ń‚ŃŒ, Biopolitics, and Rape Culture”, in: “Gender and Power in Eastern Europe. Changing Concepts of Femininity and Masculinity in Power Relation”, (Hg.) Katharina Bluhm, Gertrud Pickhan, Justyna StypiƄska, Agnieszka Wierzcholska, Springer Verlag 2020, S. 107-121.
3. “Zwischen Prager FrĂŒhling und Dissidententum. Was machten sowjetische KĂŒnstler_innen des Undergrounds?”, in: FKW – Zeitschrift fĂŒr Geschlechterforschung und visuelle Kultur, 64 (2019).
4. “Natalia Goncharova’s Canonisation in the West”, in: Journal of Art Historiography 19 (2018), December, (Peer Reviewed).
5. “Kulturtransfer wĂ€hrend der Perestroika. Vorhang auf fĂŒr eine neue russische Ästhetik”, in: “Hochkultur fĂŒr das Volk? Literatur, Kunst und Musik in der Sowjetunion aus kulturgeschichtlicher Perspektive”, (Hg.) Igor Narskij, De Gruyter Oldenburg 2017, S. 175-189.
6. „Amazonen, Schwestern oder einfach nur Genossen? Russische Avantgardistinnen und ihre Bedeutung in Deutschland“, in: „KĂŒnstlerinnen. Neue Perspektiven auf ein Forschungsfeld der Vormoderne“, (Hg.) Birgit Ulrike MĂŒnch, Andreas Tacke, Markwart Herzog, Sylvia Heudecker, Michael Imhof Verlag Petersberg 2017, S. 211-219.
7. „Postcolonial Art in the European Context”, in: „Empire and Colonial Art. An Anthology of Essays“, (Hg.) Maria João Castro, ArTravel Lissabon 2017, S. 177-190.
8. „The Russian Boom: Abstract Art as Means for Cultural Diplomacy between the Soviet Union and West Germany (1970-1990)“, in: „Practices of Abstract Art”, (Hg.) Isabel WĂŒnsche und Wiebke Gronemeyer, Cambridge Scholars Publishing 2016, S. 207-224.
9. „Traum, Trauma und Tabu. Verbotene Kunst 2006 in Moskau“, in: “When Exhibitions become Politics”, (Hg.) Verena Krieger und Elisabeth Fritz, Böhlau Verlag Köln, 2016, S. 183-202.
10. „Das Hotel. Von Gastlichkeit und ReprĂ€sentation seit der Antike bis heute“, in: “Room Service. Vom Hotel in der Kunst und KĂŒnstlern im Hotel“ (Hg.) Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Walther König, Köln 2014, S. 17-25.
11. „Teresa Margolles. La Promesa“, in: „MACHT DER MACHTLOSEN“ (Hg.) Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Walter König Köln 2013, S. 41-42.
12. „Tatlins Geist?“, in: TATLIN. Neue Kunst fĂŒr eine neue Welt. Internationales Symposium, (Hg.) Museum Tinguely, Hantje Cantz Ostfildern 2013, S. 98-101.