Jurij Kulikov

Jurij Kulikov

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Russland

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Projekt

Kolonialistische Weltwahrnehmung und romantische Poetik in Werken Adalbert von Chamissos

Der deutsche Schriftsteller aus der Zeit der Romantik, Adalbert von Chamisso, war sehr eng mit russischer Kultur und Literatur verbunden. In den Jahren 1815-1818 nahm er als offizieller Teilnehmer in der Rolle eines Naturforschers an der Weltumsegelung an Bord des russischen Schiffes “Rjurik” teil. Nach seiner Heimkehr verfasste er zwei Reiseberichte: eine Sammlung wissenschaftlicher Aufsätze unter dem Titel “Bemerkungen und Ansichten” und das fiktives Tagebuch “Reise um die Welt in den Jahren 1815-1818”.
Während der Reise besuchte der Schriftsteller die asiatischen und amerikanischen Besitzungen des Zarenreiches und erwarb grundlegende russische Sprachkenntnisse, was ihm später ermöglichte, eine Reihe von Texten zu übersetzen; darunter eine Satire des XVII. Jahrhunderts “Das Urteil des Šemjaka” und das Gedicht Puschkins “Die zwei Raben”. In diesem Kontext ist sein Poem “Die Verbannten” von großem Interesse, das aus zwei Teilen besteht: “Vojnarovskij” (eine freie Übersetzung des Gedichtes des Dekabristen Kondratij Ryleev) und “Bestužev” (von Chamisso selbst). Dies belegt, dass das “russische Thema” für das Schaffen des Schriftstellers über zwanzig Jahre hinweg aktuell blieb und sich in verschiedenen Aspekten äußerte. Es ist immer mit den für ihn wichtigen Motiven der Verbannung und Heimat, Sklaverei und Freiheit verbunden sowie mit dem Dialog zwischen wissenschaftlicher und künstlerischer Erkenntnis.
Bislang wurden alle diese Beziehungen noch nicht systematisch erforscht. Die theoretisch-methodischen Ansätze der Kulturtransferforschung und postkoloniale literarische Theorie eröffnen die Möglichkeit, die Kontakte Chamissos mit Russland im Kontext der sozialpolitischen und kulturellen Ereignisse seiner Epoche zu betrachten und die prinzipielle Frage zur Wechselwirkung der romantischen Poetik und der Ideologie des Kolonialismus zu stellen.

 

Betreuungsteam:
Prof. Dr. Dirk Kemper (Erstbetreuung)
Prof. Dr. Elisabeth Cheauré
Prof. Dr. Alexey Zherebin

Vita